WIRTSCHAFT
Kurz vor Putin-Biden-TreffenRussland streicht US-Dollar aus Staatsfonds
Die russische Regierung selbst spricht von einer "Entdollarisierung", Ökonomen sehen in der Entscheidung ein klares Signal in Richtung Washington: Russland tilgt den US-Dollar aus seinem Nationalen Vermögensfonds.
Russland hat nach eigenen Angaben den Dollar aus seinem Nationalen Vermögensfonds gestrichen. Die Regierung strebe eine "Entdollarisierung der russischen Wirtschaft" an, erklärte das Wirtschaftsministerium. Seit dem 20. Mai sei der Anteil der Dollar-Aktiva im Fonds daher von 35 Prozent auf null Prozent reduziert worden. Der Kreml reagiere so auf "makroökonomische und geopolitische Tendenzen der letzten Jahre".
Nach Angaben von Finanzminister Anton Siluanow macht der Euro künftig 40 Prozent des Investitionsfonds aus. Weitere enthaltene Währungen sind demnach der chinesische Yuan mit 30 Prozent, das britische Pfund und der japanische Yen mit jeweils fünf Prozent. Die restlichen 20 Prozent des Fonds sind in Gold angelegt.
Schritt laut Analyst "sehr politisch"
Laut Experten der ING Bank wird die Umstrukturierung des zum 1. Mai fast 186 Milliarden Dollar umfassenden Fonds zum Verkauf von 40 Milliarden Dollar führen. Timothy Ash, leitender Analyst für Schwellenländer beim Londoner Unternehmen BlueBay Asset Management, nannte den Schritt "sehr politisch": "Die Botschaft lautet: 'Wir brauchen die USA nicht, wir müssen nicht in Dollar handeln, und wir sind unverwundbar gegenüber weiteren US-Sanktionen.'"
Weitere Ökonomen sahen in dem Schritt ein Signal an Washington vor dem Gipfeltreffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und seinem US-Amtskollegen Joe Biden am 16. Juni in Genf. Das erste persönliche Treffen der beiden seit Bidens Amtsantritt fällt in eine Zeit großer russisch-amerikanischer Spannungen.
Russland hatte wegen der Sanktionen des Westens infolge der Annexion der Krim-Halbinsel 2014 den Anteil seiner Dollarbestände bereits schrittweise reduziert. Der US-Dollar ist als Währung für den internationalen Handel unerlässlich, macht Russland aber auch anfälliger für Sanktionen.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP
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