Dienstag, 10. August 2021

Die Politiker haben sich allerdings einen Trick ausgedacht, damit der klimabedingte Preisanstieg nicht so auffällt: Sie haben die Inflationsrate um die Energiepreise bereinigt und die sogenannte Kerninflation erfunden

 

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Guten Morgen Rolf Koch,

der Klimawandel und die Reaktion der deutschen Politik auf ihn befeuern die Geldentwertung in Deutschland. Dazu muss man wissen: Inflation herrscht immer dann, wenn man fürs gleiche Geld weniger bekommt. Inflation ist von allen Methoden, Menschen arm zu machen, die teuflischste. Man merkt ihre Wirkung immer erst dann, wenn es zu spät ist.

Hier sind die vier wichtigsten Inflationstreiber, die sich aus der Klimapolitik ergeben:

1. Preistreiber Energiepreise:

Die Strompreise in Deutschland sind derzeit auf Spitzenniveau im europäischen Vergleich. Die Preise für Energie sind hierzulande laut Statistischem Bundesamt alleine von Juli 2020 bis Juli 2021 um 11,6 Prozent gestiegen. Treiber sind dabei vor allem die im Januar eingeführte CO2-Steuer und die EEG-Umlage. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sagt:

 Die geplanten höheren CO2-Preise und der Mehrbedarf an Strom im Zuge der Energiewende werden die Energiekosten in Zukunft noch weiter steigen lassen. “
 
Energiepreise treiben den Anstieg
Inflationsrate in Deutschland und Anstieg der Energiepreise von Juli 2020 bis Juli 2021, in Prozent
Inflationsrate in Deutschland und Anstieg der Energiepreise von Juli 2020 bis Juli 2021, in Prozent
 

2. Preistreiber Bauvorschriften:

Aus ökologischen Gründen soll die Baufläche in Deutschland weiter reduziert werden. Die Bundesregierung will laut ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie den Flächenverbrauch bis 2030 auf weniger als 30 Hektar pro Tag senken; in den Jahren 1992 bis 2019 waren es durchschnittlich 180 Hektar pro Tag. Wohnraumverknappung führt unweigerlich zur weiteren Verteuerung im Immobilienmarkt. Bei gleichem Wohnwert steigt der Preis.

 
Teurer Wohnen
Entwicklung der Angebotspreise für Eigentumswohnungen in München seit 2012, in Euro pro Quadratmeter
Entwicklung der Angebotspreise für Eigentumswohnungen in München seit 2012, in Euro pro Quadratmeter
 

3. Preistreiber Extremwetter:

Die Extremwetter-Schäden führen nicht zum Weltuntergang, wohl aber zu weiter steigenden Preisen bei den Versicherungspolicen. Die Politik denkt über eine verpflichtende Elementarversicherung für alle Hausbesitzer nach. Und auch die Rückversicherer, die am Ende der Kette für die Schäden aufkommen, sind seit Jahren dabei, die höheren Risiken in Gestalt steigender Preise an die Kundschaft weiterzureichen.

Bei der Vorlage der gestrigen Quartalszahlen der Munich Re wurde deutlich, dass die Nachfrage nach Versicherungsleistungen erheblich steigt. Die Beitragseinnahmen der Munich Re stiegen im vergangenen Quartal bereits um 11,1 Prozent. Im ersten Halbjahr konnte der Rückversicherer ein Nettoergebnis von 1,7 Milliarden Euro vorweisen.

Joachim Wenning
Munich Re-Chef Joachim Wenning © dpa

Der Grund: Katastrophen sind für einen Versicherer keine Katastrophe, sondern sein Geschäftsmodell. Die Preise für die Policen müssen nur höher sein als der Schadensbetrag. Damit das so bleibt, treffen sich die Rückversicherer der westlichen Welt zum traditionellen „Rendez-Vous de Septembre“ in Monte Carlo, diesmal virtuell. Auch ohne den Luxus des Mittelmeers lotet man die Preise für das kommende Jahr aus.

4. Preistreiber Mobilität:

Nahezu alle Mobilitätsanbieter erhöhen permanent die Preise, auch um die strengeren Umweltauflagen erfüllen zu können. Die Preiserhöhung für einen Normaltarif der einfachen Fahrt über 101 Kilometer mit der Bahn belief sich in den vergangenen 20 Jahren auf 65 Prozent – hin zu den heutigen 23,10 Euro, wie der Fahrgastverband Pro Bahn ermittelte.

Die Elektroautos sind zumindest Stand heute deutlich teurer als die Benziner und mit der Kerosinsteuer trägt der Staat auch zur Teuerung der Flugreisen bei. Rund 64 Prozent des Benzinpreises fürs Auto und je nach Strecke bis zu knapp 60 Prozent des Ticketpreises beim Flugzeug sind staatlich induziert.

 
Deutsche Preise im Anstieg
Inflationsrate in Deutschland seit Juli 2020, in Prozent
Inflationsrate in Deutschland seit Juli 2020, in Prozent
 

Das Ergebnis: Die Inflationsrate stieg innerhalb dieses Jahres von einem Prozent auf 3,8 Prozent im Jahresvergleich und wird auch in der Perspektive weiter zulegen. Die Politiker haben sich allerdings einen Trick ausgedacht, damit der klimabedingte Preisanstieg nicht so auffällt: Sie haben die Inflationsrate um die Energiepreise bereinigt und die sogenannte Kerninflation erfunden.

 
Geschönte Inflation
Inflationsrate und Kerninflationsrate (ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) in Deutschland im Juni bzw Juli 2021, in Prozent
Inflationsrate und Kerninflationsrate (ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) in Deutschland im Juni bzw Juli 2021, in Prozent
 

Diese Kennzahl gibt an, wie sich die Verbraucherpreise entwickeln, wenn bestimmte Güter des Warenkorbs nicht berücksichtigt werden. Bei der Berechnung der Kerninflationsrate werden also die Preise für Energie, vor allem HeizölKraftstoffeStrom und Gas ausgeblendet. Die EZB beispielsweise entfernt aus dem Gesamtindex die Preise für EnergieLebensmittelAlkohol und Tabak – und nennt diese frisierte Zahl die „Core Inflation“.

Der Vorteil dieser statistischen Feinarbeit liegt auf der Hand: Die Klimapolitik hat plötzlich nur noch positive Effekte – und keinen Preis mehr.

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