Dienstag, 5. Oktober 2021

Stichworte wie "Treibhauseffekt" oder "Ozonloch" sind mit Forschungserkenntnissen von Klaus Hasselmann verbunden. Der Hamburger warnte schon früh vor dem "Fingerabdruck" des Menschen beim Klimawandel. Für seine Forschung erhält der fast 90-Jährige den Physik-Nobelpreis.

 Stichworte wie "Treibhauseffekt" oder "Ozonloch" sind mit Forschungserkenntnissen von Klaus Hasselmann verbunden. Der Hamburger warnte schon früh vor dem "Fingerabdruck" des Menschen beim Klimawandel. Für seine Forschung erhält der fast 90-Jährige den Physik-Nobelpreis.

Als der Klimaforscher Klaus Hasselmann vor gut 25 Jahren aus seinem Labor in die Öffentlichkeit trat, hatte das einen ganz weltlichen Effekt. "Plötzlich wusste der Friseur, wer ich war", erinnerte sich Hasselmann zu Jahresbeginn in der "Welt am Sonntag". Die Erkenntnisse zum vom Menschen gemachten Klimawandel, die Hasselmann Mitte der 90er-Jahre öffentlich gemacht hatte und die ihm vorübergehend Bekanntheit bis zu seinem Friseur bescherten, brachten ihm nun den Nobelpreis der Physik.

Der 89 Jahre alte Hamburger gilt als eher öffentlichkeitsscheu. Dabei steht er für einen Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung des Klimas, wie es nur wenige gab. Hasselmann entwickelte einen Nachweis für die vom Menschen gemachte Erderwärmung - eine Erkenntnis, die Mitte der 90er nur als starkes Gefühl vorhanden war und seit Hasselmanns Veröffentlichung immer weiter untermauert wurde.

Hasselmann kam am 25. Oktober 1931 in Hamburg zur Welt, wuchs aber in England auf. Mit 18 Jahren kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Dort und in Göttingen studierte er Physik und Mathematik, zum Dr. rer. nat. promovierte Hasselmann 1957.

Max-Planck-Institut gegründet

Dass er einmal in der Klimaforschung einen Weltruf erlangen würde, war zunächst nicht abzusehen. Hasselmann arbeitete im Bereich Schiffbau, lehrte Anfang der 60er-Jahre in den USA in San Diego. Nach dem Schiffbau widmete er sich der Ozeanografie, dies neben Hamburg ebenfalls in den USA.

1975 wurde Hasselmann Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in seiner Geburtsstadt und prägte dort die moderne Klimaforschung, wie sein Forscher-Kollege Hans von Storch in der "Welt am Sonntag" hervorhob. "Klaus Hasselmann hat unterschiedliche Fächer wie Ozeanografie, Meteorologie und Geologie zur modernen Klimaforschung zusammengeführt, als Erster in Deutschland, auch das ist sein Verdienst."

Der Überblick über die verschiedenen Fachgebiete half Hasselmann. So gelangen ihm Nachweise und Zuordnungen von Klimaeffekten durch statistische Messmethoden aus der Mathematik. Dabei sei der Zugang zur damals noch kleinen Gemeinschaft der Klimaforscher in den 70er-Jahren für ihn nicht einfach gewesen, er habe gar nicht die Geräte in den Messstationen gekannt. "Andererseits hat mir der Blick von außen geholfen - ich habe Zugänge gefunden, um einige Probleme des Klimas zu beantworten."

"Auf uns wird erhebliche Klimaänderung zukommen"

Schon 1979 veröffentlichte Hasselmann seine Methode vom menschlichen Fingerabdruck. Das machte er aber mit wissenschaftlich abgehobenen Gedankengängen, die niemand nachvollziehen konnte. Erst einige Jahre später, 1993, schrieb Hasselmann seine Arbeit um - plötzlich verstanden sie auch andere Forscher und konnten so mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent nachweisen, dass die Erderwärmung nicht mehr durch natürliche Schwankungen zu erklären ist.

Stichworte wie Treibhauseffekt oder Ozonloch sind mit Forschungserkenntnissen von Hasselmann verbunden. Sein Wissen führte ihn auch schon früh zu Zukunftsprognosen, die sich längst bewahrheiteten. So sagte er 1988 den "Stuttgarter Nachrichten": "In 30 bis hundert Jahren, je nachdem, wie viel fossiles Brennmaterial wir verbrauchen, wird auf uns eine ganz erhebliche Klimaänderung zukommen." Klimazonen würden sich verschieben, Niederschläge anders verteilen - eine Vorhersage, die mittlerweile viele Menschen am eigenen Leib erfahren.

Hasselmann mahnte damals noch erfolglos: "Wir müssen vor allem versuchen, mit Öl und Kohle sparsam umzugehen, denn das Kohlendioxid ist wesentlich an der Treibhauswirkung schuld." Wenn der mit einer Mathematikerin verheiratete Vater von drei erwachsenen Kindern jetzt mit der Nobelpreisauszeichnung wieder so oft wie Mitte der 90er-Jahre auf seine Erkenntnisse angesprochen wird, dürfte mancher ihm sagen: Hätten wir nur früher auf Sie gehört.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AF

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