Donnerstag, 6. Januar 2022

Gelernt ist gelernt: Mit demselben Argumentations- und Reaktionsmuster ist die Rote Armee bereits 1956 in Ungarn und 1968 in Prag einmarschiert.

 

Wladimir Putin
Wladimir Putin © dpa

Kurzerhand hat Wladimir Putin seine Aufmerksamkeit von der Ukraine nach Kasachstan verlagert: Im Rahmen einer offiziellen „Friedensmission“ wurden russische Fallschirmjäger in das Nachbarland verlegt, um die dortige Sicherheit zu gewährleisten, wie es hieß.

Der Hintergrund des russischen Eingreifens sind soziale Unruhen: Seit Sonntag waren Tausende Kasachen gegen Armut und Ungleichheit auf die Straßen gegangen. Eine Verdoppelung der Gaspreise zum Jahresbeginn entfachte den Aufstand, in dem über Tote auf Seiten der Sicherheitskräfte wie der Aufständischen berichtet wird.

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Präsident Kassym-Schomart Tokajew © dpa

Nun will die Organisation des Vertrags über Kollektive Sicherheit (ODKB) mit rund 3600 Soldaten aus Russland, Belarus, Armenien, Tadschikistan und Kirgistan die Lage in Kasachstan unter Kontrolle bringen. Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte sich an das Bündnis gewandt, und „Hilfe bei der Überwindung dieser terroristischen Gefahr“ angefordert.

Das Erklärmuster ist aus Zeiten des Kalten Krieges bestens bekannt. Vasallenstaaten rufen den großen Bruder um Hilfe an. Die russische und kasachische Argumentation – auch das hat Methode – sprechen von einer Bedrohung aus dem Ausland, die es abzuwenden gelte. Die „terroristischen Banden“ seien „international“, wie Präsident Tokajew äußerte. Das russische Außenministerium sekundiert:

 Wir sehen die jüngsten Ereignisse in einem mit uns befreundeten Land als von außen inszenierten Versuch, auf gewaltsame Weise, mit der Benutzung vorbereiteter, organisierter und bewaffneter Formationen die Sicherheit und Integrität eines Staates zu untergraben. “

Gelernt ist gelernt: Mit demselben Argumentations- und Reaktionsmuster ist die Rote Armee bereits 1956 in Ungarn und 1968 in Prag einmarschiert.

Annette Weisbach und Rüdiger von Fritsch
    Investment Briefing  
 von 
  Annette Weisbach   
Die Situation ist ernst
Ehemaliger Botschafter über den Russland-Konflikt

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