Montag, 8. August 2022

Vor diesem Hintergrund ist auch die Ankündigung zu sehen, die Türkei werde - wie vom Kreml gefordert - einen Teil der Energielieferungen aus Russland künftig in Rubel zahlen. Das Land ist nicht nur auf russische Touristen angewiesen, sondern auch auf Importe von Getreide und Energie. Im vergangenen Jahr kaufte die Türkei etwa ein Viertel des benötigten Rohöls und rund 45 Prozent des Erdgases aus Russland.

 



Russland und die Türkei rücken wirtschaftlich enger zusammen. Der türkische Präsident Erdogan positioniert sich damit gegen den Westen. Ihm geht es vor allem darum, im kommenden Jahr wiedergewählt zu werden.

Die von Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan angekündigte engere wirtschaftliche Zusammenarbeit von Russland und der Türkei kommt voran. Beide Präsidenten hatten sich Ende vergangener Woche im russischen Sotschi getroffen. Der Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge haben fünf türkische Banken nun damit begonnen, das russische Zahlungssystem "Mir" (deutsch: "Welt" und "Frieden") einzuführen.

Das heißt nicht, dass die Banken künftig ausschließlich das russische System nutzen. Stattdessen ermöglichen sie damit Russen, beispielsweise Geld zu überweisen, mit Kreditkarte zu bezahlen und Geldautomaten in der Türkei zu nutzen. Der Hintergrund: Russische Banken sind wegen der westlichen Sanktionen vom internationalen Zahlungssystem Swift weitgehend ausgeschlossen.

Damit stellt sich das Nato-Mitglied Türkei erneut gegen den Westen. Die Regierung kritisiert den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, schließt sich aber den von USA, Großbritannien und der EU verhängten Sanktionen nicht an.

Mit der Nutzung des russischen Zahlungssystems dürfte die Türkei unter anderem den für sie wichtigen Tourismus stützen wollen. Die türkische Tourismus-Branche, in den vergangenen zwei Jahren durch die Corona-Pandemie getroffen von ausgebliebenen Besuchern, hatte für dieses Jahr auf eine kräftige Erholung gehofft. Die meisten ausländischen Touristen kommen aus Russland - im vergangenen Jahr kamen rund 4,7 Millionen Russen in die Türkei. Mit etwa 3 Millionen Touristen folgte Deutschland vor der Ukraine mit rund 2 Millionen Besuchern.

Erdogan muss um Wiederwahl fürchten

Der Überfall auf die Ukraine sorgt aber dafür, dass weniger Touristen aus Russland in die Türkei kommen als vorhergesagt. Statt den zu Jahresbeginn prognostizierten sieben Millionen russischen Touristen erwarte man nun nur drei Millionen, sagte Mehmet Isler, stellvertretender Vorsitzender des türkischen Hotelierverbandes (Türofed) im Mai.

Die Türkei steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise und leidet unter einer starken Inflation. In neun Monaten stehen in der Türkei Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. Erdogan will wiedergewählt werden, kämpft um sein politisches Überleben und ist daher auf wirtschaftliche Erfolgsnachrichten angewiesen.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Ankündigung zu sehen, die Türkei werde - wie vom Kreml gefordert - einen Teil der Energielieferungen aus Russland künftig in Rubel zahlen. Das Land ist nicht nur auf russische Touristen angewiesen, sondern auch auf Importe von Getreide und Energie. Im vergangenen Jahr kaufte die Türkei etwa ein Viertel des benötigten Rohöls und rund 45 Prozent des Erdgases aus Russland.

Experten gehen bei der kommenden Präsidentenwahl von einem engen Rennen mit der Opposition aus. Fast 20 Jahre hielt sich Erdogan mit seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP an der Macht - doch vor allem die grassierende Währungskrise, Inflation und Arbeitslosigkeit haben seiner Beliebtheit bei der Bevölkerung geschadet.

Quelle: ntv.de, mit dpa/rts

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