An mehreren Stellen der Gas-Pipelines zwischen Russland und Deutschland treten großen Mengen an Gas aus. Folgen eines gezielten Anschlags? US-Geheimdienste haben laut einem Bericht die Bundesregierung bereits vor Wochen vor einer möglichen Sabotage gewarnt.
Die Vereinigten Staaten haben einem Medienbericht zufolge die Bundesregierung bereits vor Wochen vor möglichen Anschlägen auf Gaspipelines in der Ostsee gewarnt. Wie der "Spiegel" berichtet, ging ein entsprechender Hinweis des US-Geheimdienstes CIA im Sommer in Berlin ein. Ein Regierungssprecher teilte dem Magazin zufolge mit, man nehme zu "Angelegenheiten, die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung".
Dänische und schwedische Behörden stellten am Dienstagmorgen zwei Lecks an der Nord-Stream-1-Pipeline und ein Leck an Nord Stream 2 fest. Bereits am Montag registrierten Messtationen in der Nähe Erschütterungen. Ein Seismograph auf der dänischen Insel Bornholm habe zweimal ein Beben gemessen - einmal um zwei Uhr morgens Ortszeit, ein weiteres Mal um 19 Uhr, teilte das deutsche Forschungszentrum GFZ mit.
Bjorn Lund vom Schwedischen Seismologischen Zentrum der Universität Uppsala sagte dem Sender SVT: "Es gibt keinen Zweifel, dass das Explosionen waren." Ein Erdbeben wurde von dem Wissenschaftler ausgeschlossen. Nach den Ausschlägen auf den Messgeräten habe es ein Rauschen gegeben, sagte ein GFZ-Sprecher. Er könne nicht sagen, ob das ausströmendes Gas sein könnte. Der Druckabfall bei Nord Stream 2 war erstmals am Montagnachmittag gemeldet worden, der bei Nord Stream 1 am frühen Abend - kurz nach der zweiten der beiden registrierten Erschütterungen.
"Es kommt nur ein Akteur infrage"
Offiziell steht die Ursache für die Lecks noch nicht fest. Es spricht aber laut Experten vieles für einen gezielten Anschlag auf die europäische Gasinfrastruktur. Auch aus Sicht deutscher Sicherheitskreise könnte es sich um Sabotage handeln. Angesichts des Aufwands käme dabei nur ein staatlicher Akteur infrage, hieß es.
Für die Ukraine steht dieser bereits fest: "Das großflächige 'Gasleck' an Nord Stream 1 ist nichts anderes als ein von Russland geplanter Terroranschlag und ein Akt der Aggression gegenüber der EU", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak auf Twitter. Auch für den norwegischen Militärwissenschaftler und Marineoffizier Tor Ivar Strömmen komme nur Russland als Verantwortlicher infrage. "Lecks an Gaspipelines sind extrem selten", so Strömmen. Die Nord-Stream-Leitungen seien zudem recht neu, im Fall von Nord Stream 2 sogar sehr neu. Da bleibe eigentlich nur Sabotage als Erklärung. "Ich sehe nur einen möglichen Akteur und das ist Russland", führte der Offizier aus.
Die Regierung in Moskau zeigte sich ihrerseits angesichts der berichteten Lecks "extrem besorgt". "Dies ist eine noch nie dagewesene Situation, die dringend untersucht werden muss", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Auf die Frage, ob es sich um einen Sabotageakt handeln könnte, sagte er, es könne "keine" Option ausgeschlossen werden.
Inzwischen hat sich auch die NATO eingeschaltet. "Das ist etwas, das wir sehr genau beobachten", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Man sei in engem Kontakt mit den NATO-Alliierten sowie Schweden, das NATO-Mitglied werden will. Es sei wichtig, dass alle Fakten auf den Tisch kämen, sagte der norwegische Politiker bei einem Treffen mit der Sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament.
Quelle: ntv.de, hny/rts/dpa
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