Samstag, 5. November 2022

Am Freitag verkünden die USA und die Niederlande neue Waffenlieferungen an die Ukraine. Das sorgt beim russischen Botschafter in Washington für Kritik. In einem Interview drängt Anatoli Antonow den Westen zu Verhandlungen.

 Am Freitag verkünden die USA und die Niederlande neue Waffenlieferungen an die Ukraine. Das sorgt beim russischen Botschafter in Washington für Kritik. In einem Interview drängt Anatoli Antonow den Westen zu Verhandlungen.

Der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, hat die Situation in der Ukraine in einem Interview als "extrem alarmierend" bezeichnet. "Wir kämpfen in der Ukraine nicht gegen Ukrainer, sondern den kollektiven Westen", zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass den 67-jährigen Diplomaten, der seit 2017 die Interessen des Kreml in der US-Hauptstadt Washington vertritt. Das Ziel des Westens ist es demnach, "die Säulen des russischen Staates zu untergraben und alle wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen von Russland zu dezimieren, bis Russland keine Chance mehr hat, gleichberechtigt auf der internationalen Bühne zu verhandeln".

Antonow drängt vor allem die US-Regierung deshalb zu Waffenstillstandsverhandlungen. "Unsere sogenannten Partner verfolgen eine falsche Politik, weil sie glauben, dass das Problem nur auf dem Schlachtfeld gelöst werden kann", kritisiert der russische Botschafter unter anderem neue Waffenlieferungen der USA und der Niederlande an die Ukraine. Tatsächlich müsse aber eine Verhandlungslösung angestrebt werden.

Das US-Verteidigungsministerium hatte am Freitag ein neues Hilfspaket für die Ukraine angekündigt. Dazu gehören unter anderem 90 generalüberholte T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart, die von den USA und den Niederlanden bereitgestellt werden. Am Ausgang der Kampfhandlungen wird die militärische Unterstützung in den Augen von Antonow allerdings nichts ändern. "Wir haben keine andere Wahl und keinen Zweifel, dass wir für die richtige Sache kämpfen und gewinnen werden", wird der Diplomat zitiert.

Putin spielt ein doppeltes Spiel

Antonow schließt sich mit seinen Äußerungen einer Reihe hochrangiger Vertreter aus dem Umfeld des Kreml an, die in den vergangenen Wochen offen Waffenstillstandsverhandlungen ins Spiel gebracht haben. So boten unter anderem der russische Außenminister Sergej Lawrow und Kremlsprecher Dmitri Peskow ein Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit US-Präsident Joe Biden beim G20-Gipfel (15. bis 16. November) in Indonesien an - aber nur, wenn die USA ein Gesprächsangebot unterbreiten. Das ist russischen Angaben zufolge bisher nicht geschehen.

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Nach Meinung westlicher Militärbeobachter soll der Kreml allerdings nicht an aufrichtigen Verhandlungen interessiert sein und einen Waffenstillstand, wenn überhaupt, nur zu eigenen Bedingungen akzeptieren. Aus dem Umfeld des Kreml will auch das unabhängige russische Exilmedium Meduza erfahren haben, dass Moskau mit seinen Gesprächsangeboten ein doppeltes Spiel spielt. Demnach strebt der Kreml eine Kampfpause vor allem an, um seinen geschwächten Truppen eine Pause zu verschaffen. Im Frühjahr solle die russische Armee dann eine neue Großoffensive starten, heißt es. Die Zeit bis dahin wolle sie nutzen, um Hunderttausende Wehrpflichtige und andere Rekruten auszubilden.

Auch die ukrainische Führung lehnt Waffenstillstandsverhandlungen derzeit ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Anfang Oktober nach Russlands völkerrechtswidriger Annexion von vier ukrainischen Gebieten erklärt, dass er keine Gespräche aufnehmen wird, solange Wladimir Putin russischer Präsident ist. Frühere Gespräche in Istanbul wurden vorzeitig abgebrochen, nachdem in Butscha russische Kriegsverbrechen aufgedeckt wurden

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