Montag, 17. Juli 2023

Dass der Staat finanziell profitiert, macht die Sache nicht besser. Er erhält für seine Dienstleistung, die Steuer einzuziehen, rund 3 Prozent des Aufkommens.

 

Thema des Tages: Die Kirchensteuer sollte endlich abgeschafft werden
Auch der Evangelische Kirchentag leidet unter schwindendem Interesse: hier eine Szene aus dem Nürnberger Abschlussgottesdienst im Juni.
Friedrich Stark / Imago
Es ist paradox und doch folgerichtig: Den beiden grossen Kirchen in Deutschland laufen die Mitglieder davon, während die Steuereinnahmen auf ein neues Rekordhoch klettern. Kein Faktum könnte besser das Mass illustrieren, wie sehr sich die christlichen Institutionen von ihrem Daseinszweck entfernt haben.
Aus Glaubensgemeinschaften, die einander beistehen und dereinst die Auferstehung der Toten erhoffen, wurden Vermögensverwaltungen mit religiösem Firnis. Nicht nur deshalb ist es höchste Zeit, dass die Kirchensteuer abgeschafft wird.
Im zurückliegenden Jahr haben 380 000 Protestanten die evangelische und 523 000 Katholiken die römisch-katholische Kirche formal verlassen. Sie haben vor einer staatlichen Stelle ihren Austritt erklärt. Noch dieser letzte Schritt, für den zudem eine Verwaltungsgebühr anfällt, zählt zu den bösen Früchten der Kirchensteuerpflicht.
Der Staat, nicht die Gemeinde oder das Bistum, stellt die Lossagung von der sichtbaren religiösen Gemeinschaft fest. Letztlich wird ein Austritt aus der jeweiligen Körperschaft des öffentlichen Rechts dokumentiert. So bleibt noch die letzte Etappe überschattet vom unguten Naheverhältnis von Staat und Kirche, Mammon und Kult.
Der Staat profitiert von der Kirchensteuer
Fast drei Viertel der befragten Deutschen haben jetzt in einer repräsentativen Umfrage erklärt, sie hielten die Kirchensteuer für nicht mehr zeitgemäss. Im vergangenen Jahr sprudelte diese Quelle mit insgesamt über 13 Milliarden Euro reichlich. Das Plus gegenüber 2021 betrug 247 000 Euro, ein neuer Gipfel wurde erreicht.
Allein bei den Katholiken stiegen die Steuereinnahmen seit 2010 dank einer florierenden Wirtschaft um über 40 Prozent, während im selben Zeitraum die Mitgliederzahl um etwa 15 Prozent zurückging. Die Kirchensteuer ist an die Einkommenssteuer gekoppelt, selbst bei Kapitalerträgen halten die Kirchen die Hand auf. Dass der Staat finanziell profitiert, macht die Sache nicht besser. Er erhält für seine Dienstleistung, die Steuer einzuziehen, rund 3 Prozent des Aufkommens.

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