rump-Anhänger nur Außenseiter
Amerikaner sind sich über Russland einig
03.02.2022, 12:58 UhrWas sollen die Vereinigten Staaten tun, falls die russische Armee in die Ukraine einmarschiert? Die öffentliche Meinung in den USA ist deutlich. Entsprechend geht Präsident Biden vor. "Mit dem russischen Militär ist nicht zu spaßen", schreibt ein Republikaner. Nur eine Gruppe steht am Rand.
Nicht einmal einen "kleinen Einfall" russischer Streitkräfte in die Ukraine würden die USA akzeptieren, sagte Präsident Joe Biden vor zwei Wochen. Die Vereinigten Staaten drohen mit Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und Einzelpersonen, sollte Moskau seine bis zu 100.000 Soldaten über die Grenze beordern. Es wäre die größte Invasion seit Ende des Zweiten Weltkriegs. "Es würde die Welt verändern", sagte Biden. Der äußerste Krisenfall wäre, wenn die Soldaten in Richtung Kiew marschieren sollten.
Seit drei Jahren ist es erklärtes Ziel des osteuropäischen Landes, der EU und dem militärischen Verteidigungsbündnis NATO beizutreten. Russland will dies verhindern. In der vergangenen Woche wurden zunächst 8500 US-Einsatzkräfte in Bereitschaft versetzt, seither kamen Tausende hinzu. Sie sollen möglicherweise in angrenzende NATO-Länder geschickt werden. So wie die weiteren 2000 US-Soldaten, die in dieser Woche nach Deutschland und Polen kommen, sowie 1000, die von Deutschland nach Rumänien verlegt werden.
Die US-Regierung will so eine diplomatische Lösung erreichen. Biden hat kein Interesse daran geäußert, US-Soldaten in einen militärischen Konflikt in der Ukraine zu schicken. Vielmehr soll Russland mit diesen Truppenbewegungen davon abgebracht werden, die Ukraine anzugreifen und damit möglicherweise einen Krieg im östlichen Europa auszulösen, sagten US-Regierungsvertreter am Mittwoch.
So wenig Risiko wie möglich
Das Weiße Haus will eine direkte Konfrontation von US-Truppen mit russischen Soldaten unter allen Umständen vermeiden, sich aber zugleich standfest zeigen. Mit seinem Vorgehen vertritt Biden auch die Ansicht der Bevölkerungsmehrheit, nur eine Minderheit möchte einen Militäreinsatz. Das ist nicht selbstverständlich, in außenpolitischen Belangen sind häufig geostrategische und wirtschaftliche Interessen wichtiger. Sie können aber auch übereinstimmen, wie es womöglich aktuell der Fall ist.
In einer Umfrage sagten 31 Prozent der Wähler, US-Kampftruppen sollten der Ukraine zur Hilfe eilen, sollte Russland angreifen; 33 Prozent sind unentschlossen, 36 Prozent dagegen. Ebenfalls nur ein Drittel ist der Ansicht, die USA müsse die Ukraine beschützen. Zugleich aber ging in der vergangenen Woche die Hälfte der US-Amerikaner von einer russischen Invasion der Ukraine aus, nur 15 Prozent glaubten dies nicht. 38 Prozent der Befragten waren unsicher.
In einer allgemeineren Frage herrscht ungewöhnliche Einigkeit von Anhängern der Republikaner und Demokraten. So sehen 49 Prozent der Bevölkerung Russland eher als Konkurrent der USA, "nur" 41 Prozent als Feind. Die Ansicht des äußeren rechten Flügels der Republikaner, die Russland als möglichen Partner sehen, was auch Donald Trump in seiner Präsidentschaft anklingen ließ, ist eben dies: nur eine Randmeinung von 7 Prozent der Befragten, die derzeit wenig politisches Gewicht hat.
Trump-Flügel hat wenig Einfluss
Traditionell vertreten die Republikaner eine Politik der harten Hand und sind eher militärischen Konfliktlösungen zugeneigt. Auch in der aktuellen Ukraine-Krise verlangen führende Konservative vom Präsidenten, schneller Sanktionen zu verhängen. Sie fordern zudem, das ukrainische Militär solle gestärkt werden, damit es sich besser gegen mögliche russische Aggressionen wehren kann.
Manche Mitglieder des Trump-Flügels in der Partei allerdings schlagen einen anderen Ton an. Sie fordern, dass sich die USA komplett heraushalten sollen. Der einflussreiche konservative Fernsehmoderator Tucker Carlson von Fox News fragte sogar: "Warum sollten wir nicht Russland unterstützen?" Trump antwortete auf die Frage, ob sich die USA einmischen sollten: "Europa sollte sich einmischen (...) Ich würde wirklich sagen, das ist ein europäisches Problem."
Das Unverständnis dafür, was die USA überhaupt die Ukraine angeht, könnte auch mit dem Unwillen zu tun haben, sich wieder in einen militärischen Konflikt zu stürzen, nachdem der vergangene erst mühsam beendet wurde. Die Erinnerungen an den chaotischen Abzug aus Afghanistan, der Biden auch Zustimmung in der Bevölkerung kostete, sind frisch.
"Kein einziger amerikanischer Soldat sollte dort sterben. Keine amerikanische Kugel sollte dort verschossen werden", schrieb Paul Gosar, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus über die Ukraine: "Wir haben gerade Afghanistan (..) verloren. Ich kann Ihnen versichern, dass mit dem russischen Militär auch nicht zu spaßen ist."
Quelle: ntv.de
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