Telefonat zur Ukraine-KriseBidens Appelle prallen an Putin ab
12.02.2022, 20:12 UhrRund eine Stunde dauert das Gespräch der Präsidenten. Biden droht Putin erneut mit schweren Konsequenzen, sollte Russland die Ukraine angreifen. Danach bleiben die Fronten verhärtet. Auf US-Seite nährt das Telefonat zudem die Zweifel daran, ob Putin überhaupt gesprächsbereit ist.
US-Präsident Joe Biden hat Russlands Staatschef Wladimir Putin in einem Telefonat eindringlich vor einem Einmarsch in die Ukraine gewarnt. Das Weiße Haus teilte nach dem Gespräch mit, Biden habe betont, eine Invasion würde "großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern". Die Folge wäre eine entschlossene Reaktion der USA und ihrer Verbündeten, was schwere Konsequenzen für Moskau hätte. Biden habe erneut klargemacht, die USA seien weiter bereit zu diplomatischen Gesprächen, aber "ebenso auf andere Szenarien vorbereitet".
Ein ranghoher Mitarbeiter der US-Regierung betonte nach dem rund einstündigen Telefonat der beiden Präsidenten, die Dynamik, die sich in den vergangenen Wochen entwickelt habe, habe sich durch das Gespräch nicht grundsätzlich verändert. Die US-Seite habe Ideen auf den Tisch gelegt mit Blick auf die Sicherheit in Europa, die auch einige Bedenken Russlands berücksichtigen würden. Konkreter wurde der Regierungsbeamte nicht.
Es sei unklar, ob Russland Interesse daran habe, sein Ziel auf diplomatischem Weg zu erreichen anstatt mit Gewalt, sagte er weiter, betonte aber: "Es steht hier zu viel auf dem Spiel, als das man Russland nicht jede Chance geben sollte, ein Vorgehen zu vermeiden, das unserer Meinung nach katastrophal wäre." Die beiden Präsidenten hätten vereinbart, dass ihre Teams in den kommenden Tage Kontakt halten sollten, sagte der US-Regierungsbeamte weiter. "Russland könnte sich trotzdem zu einer Militäraktion entscheiden."
"Die Hysterie hat ihren Höhepunkt erreicht", sagte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow nach dem Telefonat vor Journalisten. Er betonte zugleich, dass "die Präsidenten übereingekommen sind, die Kontakte auf allen Ebenen fortzusetzen".
Auch Putin und Macron telefonieren
Zuvor hatte Putin auch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Ukraine-Krise gesprochen. Macron warnte vor einer Zuspitzung der Lage. Ein "aufrichtiger Dialog" sei nicht mit "einer militärischen Eskalation" an der ukrainischen Grenze vereinbar, sagte er nach Angaben des Elysée-Palasts bei dem rund anderthalbstündigen Telefongespräch mit Putin. Beide Staatschefs hätten "den Willen zur Fortsetzung des Dialogs" geäußert. Macron hatte bereits Anfang der Woche in Moskau mehrere Stunden mit Putin verhandelt. Laut Macron sagte der russische Präsident dabei zu, dass es "weder zu einer Verschlechterung noch zu einer Eskalation kommt".
In dem heutigen Telefonat mit Macron warf Putin den westlichen Verbündeten Kiews vor, der Ukraine "moderne Waffen" zu liefern und damit "Bedingungen für mögliche aggressive Aktionen der ukrainischen Sicherheitskräfte im Donbass" zu schaffen. In der ostukrainischen Donbass-Region kämpfen seit 2014 pro-russische Separatisten gegen die ukrainische Armee.
In den USA und Europa wächst die Sorge vor einem russischen Einmarsch in die Ukraine. Mehrere Staaten - darunter Deutschland - riefen ihre Bürger zur Ausreise aus der Ukraine auf. Die US-Regierung warnt vor einem möglichen russischen Einmarsch in das Nachbarland noch vor Ende nächster Woche. Russland bestreitet das und wirft seinerseits den USA vor, mit Warnungen vor einer russischen Aggression die Kriegsgefahr selbst zu erhöhen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP
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