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wir sollten mit unserer Empörungsenergie haushalten, auch wenn es um Kremlchef Wladimir Putin geht. Schon wer den Singular benutzt, will betrügen. Es gibt mindestens zwei Putins. Ob es zusätzlich noch einen dritten gibt, werden wir in Kürze erfahren. Putin I. ist der große Europäer und Deutschlandfreund, der unser Land – das er als junger KGB-Mann in Dresden kennenlernte – sehr zu schätzen weiß. Dieser Putin besuchte im Jahr 2001 die wiedervereinigte Bundesrepublik und meldete sich am 25. September 2001 am Rednerpult des Deutschen Bundestages in perfektem Deutsch zu Wort: |
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Er gab sich als Freund des europäischen Hauses zu erkennen: |
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Dieser Putin hatte die Idee, sein Land mit der Geschichte zu versöhnen und es aus der Armut zu befreien. Er setzte auf den Handel mit dem Westen, auch um die Rohstoffabhängigkeit seiner Volkswirtschaft zu beenden. |
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Diesen der Welt zugewandten Putin traf ich am 3. März 2012. Es war der Vorabend seiner Wiederwahl zum Präsidenten. Er hatte die Chefredakteure von „Times“, „Le Monde“, „Corriere della Sera“ und „Handelsblatt“ zum mehrstündigen Meinungsaustausch in seine Residenz vor den Toren Moskaus geladen. |
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Ich saß links neben ihm, sodass wir – obwohl das offizielle Tischgespräch in Englisch geführt wurde – immer wieder in ein kleines deutsches Zwiegespräch abgleiten konnten. Wenn er Einschlafprobleme habe, so erzählte Putin I., zappe er gern durch das deutsche TV-Programm; vor allem die Talkshows hätten es ihm angetan. Befragt nach seiner Lieblingsmoderatorin, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Maybrit Illner. |
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