Briten rufen zur Ausreise aufBiden hält Angriff auf Ukraine für beschlossen
11.02.2022, 21:02 UhrGroßbritannien und die Niederlande rufen ihre Bürger auf, die Ukraine sofort zu verlassen. Zuvor warnte der US-Präsident alle Amerikaner, dass im Falle einer russischen Invasion keine Evakuierung möglich sei. Laut Medienberichten hält Biden einen Angriff auf das Land inzwischen für beschlossen.
US-Präsident Joe Biden hat NATO- und EU-Führungskräften mitgeteilt, dass die USA nunmehr an eine bevorstehende russische Invasion in die Ukraine glauben. Das berichten der britische "Guardian" und mehrere US-Medien. Biden sei überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Angriff beschlossen hat, der laut diplomatischen Quellen in den nächsten Tagen stattfinden könnte, schreibt die Zeitung. Bidens Aufruf an die Verbündeten folgte demnach direkt auf ein Treffen im Weißen Haus, bei dem die neuesten Informationen über den russischen Militäraufmarsch besprochen worden seien. US-Außenminister Antony Blinken hatte zuvor gesagt, es gebe "sehr beunruhigende Anzeichen einer russischen Eskalation".
Unmittelbar nach dem Anruf des US-Präsidenten rief Großbritannien laut "Guardian" seine Bürger auf, das Land so schnell wie möglich zu verlassen. "Wir fordern britische Staatsangehörige in der Ukraine dringend auf, auf kommerziellen Wegen auszureisen, solange diese verfügbar sind", teilte das Außenministerium in London am Abend mit. Die Regierung rät zudem von allen Reisen in die Ex-Sowjetrepublik dringend ab.
Der Aufmarsch russischer Truppen an der ukrainischen Grenze habe die Gefahr militärischer Handlungen erhöht, hieß es zur Begründung. Deswegen würden zudem weitere Mitarbeiter der Botschaft abgezogen. Zuvor hatte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace bei einem Besuch in Moskau gesagt, die russische Truppenstärke an der ukrainischen Grenze erlaube einen sofortigen Angriff auf das Nachbarland.
Auch Niederlande, Kanada und Israel organisieren Ausreise
Angesichts des Ukraine-Konflikts raten auch die Niederlande ihren Staatsangehörigen dringend zum Verlassen des Landes, wenn ihre Anwesenheit dort nicht wirklich notwendig ist. Dies habe der niederländische Botschafter in Kiew Landsleuten bei einer Online-Besprechung ans Herz gelegt, berichtete der Sender NOS. Für Niederländer, die die Ukraine verlassen wollten, richte die Botschaft demnach im Westen des Landes in Lviv nahe der polnischen Grenze einen Notstützpunkt ein, etwa für die Ausstellung von Notdokumenten und andere Hilfe.
Ähnlich hatte sich zuvor Biden geäußert. In einem Interview mit dem US-Sender NBC sagte der US-Präsident, alle US-Bürger sollten das Land "jetzt" verlassen. Russische Militäraktionen in der Ukraine könnten den Reiseverkehr im ganzen Land stören, erklärte das kanadische Außenministerium und rief seine Bürger ebenfalls zum Verlassen des Landes auf. Israel kündigte an, Familienangehörige seiner Diplomaten aus der Ukraine auszufliegen.
Deutschland wartet ab
Deutschland warnt bislang lediglich vor nicht notwendigen Reisen in die Ukraine und rät dringend davon ab, sich in von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiete im Osten sowie auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim zu begeben. "Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Bewegungen russischer Militärverbände nahe der ukrainischen Grenzen" sollten sich Reisende über die Sicherheitslage informieren, heißt es zudem.
Die westlichen Verbündeten betonten in einer Schaltkonferenz zur Ukraine-Krise am Nachmittag noch einmal ihre Entschlossenheit, mit schnellen und tiefgreifenden Sanktionen auf eine mögliche russische Invasion in der Ukraine zu reagieren. Aus deutschen Regierungskreisen hieß es am Abend anschließend, die Lage werde von den Teilnehmern aus Europäischer Union und NATO als "sehr, sehr ernst" eingeschätzt. Man wolle weiter versuchen, Russland mit diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation zu bewegen. "Es gilt, einen Krieg in Europa zu verhindern", schrieb Regierungssprecher Steffen Hebestreit auf Twitter.
Biden hatte sich am Freitagnachmittag mit Bundeskanzler Olaf Scholz und weiteren Verbündeten über den Ukraine- Konflikt ausgetauscht. Eingeladen waren auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratschef Charles Michel, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, der britische Premierminister Boris Johnson, Polens Präsident Andrzej Duda, der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis, Italiens Ministerpräsident Mario Draghi und Kanadas Premier Justin Trudeau.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP/rts
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