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zum ersten Mal seit der Kubakrise 1962 müssen sich die westlichen Regierungschefs und ihre Militärberater wieder mit der Möglichkeit eines nuklearen Erstschlags beschäftigen. Damals hatten die Russen unter Führung von Nikita Chruschtschow begonnen, auf der Karibikinsel Kuba Mittelstreckenraketen mit den dazugehörigen Atomsprengköpfen zu stationieren. |
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Es war der amerikanische Präsident John F. Kennedy, der ein Ultimatum formulierte, um die weitere Stationierung vor seiner Haustür zu verhindern. Er sagte am 22. Oktober 1962: |
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Diesmal ist es Wladimir Putin, der die Drohung ausspricht. Am 23. Februar sagte er in einer Fernsehansprache: |
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Der Westen zuckte zusammen – und verständigte sich darauf, die Ukraine nur indirekt mit Militärgerät zu unterstützen und dem Wunsch des ukrainischen Präsidenten nach Schutz des Luftraums nicht zu entsprechen. Joe Biden schrieb am 11. März auf Twitter: |
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Doch der Druck der ukrainischen Regierung und der von ihr mobilisierten Weltöffentlichkeit wird immer stärker. Längst sind Nato-Militärberater und Waffensysteme aus Amerika, Polen und auch von der Bundeswehr im Einsatz, um auf diskrete Art der ukrainischen Armee zu helfen:
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Es gibt auch Menschen, die darüber hinausgehen würden. Der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders zählt dazu. In einem Beitrag für „Politico“ rät er zu einer Flugverbotszone für russische Fighter in den ukrainischen Grenzregionen – durchgesetzt von der Nato: |
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Bluff oder reale Bedrohung? Hier sind die sechs Fakten, die man über die Atomwaffen-Arsenale in Europa wissen sollte: Erstens: Russland ist die größte Atommacht der Welt. Von den gut 13.000 Atomwaffen auf der Erde befinden sich 6.370 Nuklearsprengköpfe in russischen Beständen, wie das Nuclear-Notebook des Bulletin of Atomic Scientists meldet. In Europa sind ungefähr 150 amerikanische Kernwaffen des Typs U.S. B61 stationiert, 20 davon in Büchel in der Eifel. Zweitens: Die nächstgelegene russische Raketenabschussanlage befindet sich in Kaliningrad, 530 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt. Die Flugzeit einer von dort abgeschossenen Mittelstreckenrakete beträgt viereinhalb Minuten. |
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Drittens: Die deutsche Hauptstadt ist derzeit gegen den Beschuss mit Atomraketen nur bedingt geschützt. Zur Raketenabwehr betreibt die Nato eine spezielle Radaranlage in Rumänien und eine Shooter-Einrichtung in Polen. Berlin wird von dort „mitverteidigt”. Viertens: Eine solche Raketenabwehr könnte bei einer einzelnen Rakete gelingen, ein Raketenhagel würde die Systeme überfordern. Zur Erinnerung: Aus dem russischen Arsenal gelten 900 Atomsprengköpfe nach Nato-Erkenntnissen als unmittelbar einsatzfähig. Fünftens: Schon gegen konventionelle Raketenangriffe ist Berlin nicht geschützt. Nur wenn man alle zwölf in Norddeutschland stationierten Patriot-Staffeln in der Hauptstadt zusammenzieht, könnte der Himmel über Berlin konventionell verteidigt werden. Die Trefferquote der Systeme ist nicht sehr hoch: Die US-Army gab nach den Erfahrungen im Golfkrieg 1991 zuerst eine Trefferquote von bis zu 80 Prozent an, sprach später jedoch nur noch von 40 bis 70 Prozent. Sechstens: In der Philosophie der militärischen Abschreckung würde der Erstschlag, noch bevor er sein Ziel erreicht hätte, einen zweiten Schlag auslösen. Diese Zweitschlagskapazität garantieren hierzulande Amerikaner und Bundeswehr; beide müssten sich trotz aller Zeitknappheit organisieren. Einen Abschuss-Automatismus gibt es nicht. Fazit: Die Strategen haben allen Grund, sich Gedanken über die Wehrhaftigkeit Europas zu machen. Oder um es mit den Worten der Sicherheitsexpertin Dr. Jana Puglierin, Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations, zu sagen: |
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