Familienname im Krieg geändert
So deutsch ist das britische Königshaus
09.09.2022, 13:42 UhrViele Vorfahren der britischen Royals sind deutscher Herkunft. Doch ihr Anteil nimmt zuletzt ab.
(Foto: imago/Future Image International)
Sie ist das Aushängeschild des Vereinigten Königreichs: die britische Königsfamilie. Gleichzeitig hat sie weit zurückreichende deutsche Wurzeln. Auch der ursprüngliche Familienname stammt aus Deutschland. Doch wie deutsch sind die heutigen Royals noch?
Kaum etwas gilt als so britisch wie die verstorbene Queen Elizabeth II. und ihre Königsfamilie. Was allerdings weniger bekannt ist: Sie alle haben deutsche Wurzeln. Sogar ihr Familienname lautet ursprünglich "von Sachsen-Coburg und Gotha". Erst im Jahr 1917 wurde er in "Windsor" geändert, weil das Vereinigte Königreich im Ersten Weltkrieg gegen das Deutsche Reich kämpfte.
Die Vorfahren der heutigen Windsors kamen überwiegend aus den deutschen Adelshäusern Sachsen-Coburg und Gotha, Hessen, Hannover und Preußen. Allerdings ist damit nicht gesagt, dass die verstorbene Queen und ihre Familie wirklich ausschließlich deutsch waren und sind. Denn auch Adelige mit ganz unterschiedlicher Herkunft heirateten in die Familie ein.
Ein Blick auf den Stammbaum offenbart: Mit dem in Hannover geborenen König George I. übernahm 1714 in London ein Deutscher und mit ihm das Haus Hannover den britischen Thron. George I. soll nur schlecht Englisch gesprochen und lieber in Französisch korrespondiert haben. Sein Sohn und Thronfolger George II. war schon ein bisschen weniger deutsch, da dessen Mutter auch zur Hälfte Französin war.
Hang zu deutschen Gattinnen
George II. und sein Nachfolger hatten jedoch einen Hang zu deutschen Gemahlinnen. Deshalb könnte man die späteren Könige George IV. (1820-830) und seinen Bruder Wilhelm IV. (1830–1837) schon wieder als ziemlich deutsch bezeichnen. Deren Nichte, die spätere Königin Victoria, die für das Viktorianische Zeitalter im 19. Jahrhundert namensgebend war, hatte aufgrund ihrer ebenfalls deutschen Mutter auch schon fast wieder zu 100 Prozent deutsche Vorfahren.
Victoria sprach auch fließend Deutsch und heiratete ihrerseits einen Deutschen: Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Mit ihm änderte sich auch der Name der britischen Königsfamilie: Aus "von Hannover" wurde "von Sachsen-Coburg und Gotha". Das Paar machte übrigens die zuvor rein deutsche Tradition des Weihnachtsbaums im Vereinigten Königreich populär. Albert kaufte auch den Landsitz Schloss Balmoral in Schottland, wo später seine Ururenkelin, Queen Elizabeth II., ihre letzten Tage verbrachte und schließlich starb.
Doch wie deutsch war Queen Elizabeth II.? Ihr Großvater George V. hatte mehrheitlich deutsche Vorfahren, seine ebenfalls deutsche Frau Maria von Teck jedoch auch ungarische. Ihr gemeinsamer Sohn und späterer König George VI. war damit zwar noch größtenteils deutsch, heiratete aber eine waschechte Britin: die später liebevoll Queen Mum genannte Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon. Somit kann deren gemeinsame Tochter Elizabeth - die spätere Königin - nicht mehr guten Gewissens als deutsch bezeichnet werden.
Trend zum Britischen hält an
Allerdings heiratet Elizabeth schließlich im Jahr 1947 Philip von Griechenland und Dänemark. Dieser hatte überwiegend deutsche Vorfahren, aber auch ein paar dänische und russische. Nach der Heirat legte Philip, der fließend Deutsch sprach, seinen deutschen Adelstitel "von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg" ab und ändert ihn in "Mountbatten". Der älteste Sohn aus dieser Verbindung, der jetzige König Charles III., hat damit grob geschätzt zur Hälfte deutsche Vorfahren in seiner Ahnentafel.
Charles' beide Söhne hingegen, William und Harry, stammen aus der Ehe mit Diana Spencer - die als Prinzessin Diana weltberühmt wurde. Diana jedoch war britischer Herkunft. Somit stammen die Vorfahren vom jetzigen Thronfolger Nummer eins, William, mehrheitlich von den Britischen Inseln ab.
Und der Trend hält an, denn William heiratete die Engländerin Catherine Middleton und zeugte mit ihr drei Kinder. Das älteste ist Nummer zwei in der aktuellen Thronfolge: George. Deutsch ist nur noch die Minderheit seiner Vorfahren.
Dennoch gibt es bis heute noch familiäre Bande der britischen Königsfamilie nach Deutschland: Eine Nachfahrin von Sophie von der Pfalz, die Anfang des 18. Jahrhunderts zur britischen Thronerbin erklärt worden war, stammt aus der Lüneburger Heide: Karin Vogel. Obwohl ihre adelige Vorfahrin nie Königin wurde, steht Vogel in der Erbfolgeliste des Königshauses - allerdings ganz hinten. Vor ihr müssten Tausende andere Verwandte ausfallen, damit sie den Platz auf dem Thron einnehmen könnte.
Quelle: ntv.de
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