Samstag, 22. Oktober 2022

In Cherson wird die Luft für die Russen immer dünner. Die Besatzer verkünden, dass die Evakuierungsmaßnahmen noch heute abgeschlossen sein müssen. Unterdessen fürchten US-Experten eine Sprengung des Staudamms östlich der Stadt durch Moskaus Truppen. Die Regierung in London erwägt unterdessen die Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine. Der 241. Kriegstag im Überblick

 In Cherson wird die Luft für die Russen immer dünner. Die Besatzer verkünden, dass die Evakuierungsmaßnahmen noch heute abgeschlossen sein müssen. Unterdessen fürchten US-Experten eine Sprengung des Staudamms östlich der Stadt durch Moskaus Truppen. Die Regierung in London erwägt unterdessen die Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine. Der 241. Kriegstag im Überblick

Cherson-Besatzer rufen zur sofortigen Flucht auf

Angesichts der Kämpfe um die ukrainische Region Cherson haben die russischen Besatzer eine sofortige Evakuierung der gleichnamigen Gebietshauptstadt angeordnet. Zivilbevölkerung und Zivilverwaltung müssten noch heute das westlich des Dnjepr gelegene Stadtgebiet verlassen und sich in die Gegenden östlich des Flusses begeben, ordnete die Besatzungsverwaltung auf Telegram an. "Aufgrund der angespannten Lage an der Front, der erhöhten Gefahr eines massiven Beschusses der Stadt und der Bedrohung durch Terrorangriffe müssen alle Zivilisten unverzüglich die Stadt verlassen", hieß es in der Mitteilung.

Wie das Portal "Kyiv Independent" unter Berufung auf den ukrainischen Generalstab berichtete, befreiten die Truppen Kiews die Siedlungen Charivne und Chkalove in der Region Cherson. Zudem berichtete der Generalstab, dass Plünderungen und Raubüberfälle durch Moskaus Soldaten häufiger geworden seien. Cherson ist die größte ukrainische Stadt, die von russischen Truppen seit der Invasion vom Februar gehalten wird. Eine Schlacht um das Stadtgebiet könnte eine der schwersten seit Kriegsbeginn werden.

US-Institut rechnet mit Sprengung von Staudamm

Die russischen Streitkräfte werden nach Einschätzung des Instituts for the Study of War (ISW) wahrscheinlich versuchen, den Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka in der Region Cherson zu sprengen. Auf diese Weise könnten sie ihren Rückzug decken und die ukrainischen Streitkräfte daran hindern, sie zu verfolgen. Laut dem Institut wird der Kreml dann mit ziemlicher Sicherheit die Ukraine für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich machen – was jedoch offenbar widersinnig ist.

"Die Ukraine hat kein materielles Interesse an der Sprengung des Staudamms, der 80 ukrainische Städte überfluten und Hunderttausende von Menschen vertreiben könnte, während die ohnehin schwache Stromversorgung der Ukraine Schaden nimmt", schrieb das Institut. "Russland hingegen hat allen Grund zu versuchen, seinen sich zurückziehenden Truppen Deckung zu geben und den Fluss Dnipro zu verbreitern, den die ukrainischen Truppen überqueren müssten, um ihre Gegenoffensive fortzusetzen."

London kann sich Lieferung von Kampfpanzern vorstellen

Die britische Regierung schließt die Lieferung von westlichen Kampfpanzern an die Ukraine nicht aus. "Es kann der Zeitpunkt kommen, an dem wir das tun", sagte der britische Staatsminister für Europa, Leo Docherty, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Was die Ukraine kurz- und mittelfristig braucht, ist ein vollkommen modernisiertes Militär. Ich sehe in der Zukunft eine sehr intensive und langanhaltende Verteidigungskooperation zwischen den USA und Europa und der Ukraine." Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt die Lieferung von Kampfpanzern wie dem "Leopard"-2 nach Kiew bislang mit dem Hinweis ab, dass Deutschland "keine Alleingänge" mache.

Moskau meldet Abwehrerfolge

Unterdessen hat Russland nach eigenen Angaben ukrainische Angriffe in den Regionen Luhansk und Donezk im Osten sowie in Cherson im Süden abgewehrt. Russische Streitkräfte hätten den Versuch ukrainischer Einheiten vereitelt, in Cherson die Verteidigungslinie bei den Ortschaften Piatychatky, Suhanowe, Sablukiwka und Beswodne zu durchbrechen. In Charkiw habe die russische Luftwaffe zudem eine Fabrik getroffen, die Teile für ukrainische Schiffsabwehrraketen herstelle, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax das Verteidigungsministerium in Moskau.

Weitere Luftangriffe auf Infrastruktur

Nach ukrainischen Angaben griff Russland im Tagesverlauf erneut kritische Infrastruktur an. Die Regierung in Kiew warnte in diesem Zusammenhang vor einer humanitären Katastrophe. "Der Aggressor hört nicht auf, unser Land zu terrorisieren", teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew mit.

Nach Angaben der Präsidialverwaltung waren im Land rund 1,5 Millionen Kunden des Energieversorgers Ukrenerho ohne Strom. Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak sagte, Russland versuche, Ukrainer zu einer neuen massenhaften Flucht nach Europa zu drängen. "Der einzige Weg, eine humanitäre Katastrophe zu stoppen, ist die schnelle Lieferung von Flugabwehrsystemen und zusätzlichen Raketen", sagte Podoljak.

Schmyhal bittet Deutschland um Luftabwehr

Auch der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal erneuerte die Bitte der Ukraine nach Luftabwehrwaffen. Deutschland habe das System IRIS-T geliefert, das insbesondere im Raum Kiew "schon sehr, sehr viele Menschenleben" gerettet habe, sagte Schmyhal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Ukraine warte ungeduldig auf die nächste Munitionslieferung und auf das nächste System. "Es geht buchstäblich um Tage. Die Russen setzen jeden Tag 20 bis 30 iranische Kamikaze-Drohnen gegen uns ein." Die Ukraine brauche daher auch spezielle Abwehrmittel, wie etwa Störsender.

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