Minsk kündigt weitere Manöver an
Russland zieht Truppen nicht aus Belarus ab
20.02.2022, 11:20 UhrAm 10. Februar startet Russland gemeinsam mit dem Nachbarn ein großes Militärmanöver in Belarus. Das soll eigentlich im Laufe des Tages mit einem Truppenabzug enden, doch der Kreml macht einen Rückzieher. Somit bleiben Zehntausende russische Soldaten in der ukrainischen Grenzregion stationiert.
Belarus hat angekündigt, die gemeinsamen Militärübungen mit Russland zu verlängern. Präsident Alexander Lukaschenko und sein russischer Kollege Wladimir Putin hätten beschlossen, die "Überprüfung der Kampfbereitschaft der Streitkräfte" und somit die Manöver fortzusetzen, teilt das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Hintergrund sei die angebliche "Zunahme militärischer Aktivitäten" der Ukraine in der Nähe der belarussischen Grenze und die "Verschärfung der Situation im Donbass".
Russland hatte eigentlich zugesichert, seine Soldaten nach dem planmäßigen Ende des Manövers an diesem Sonntag aus Belarus abzuziehen. US-amerikanische und europäische Militärbeobachter befürchten dagegen, dass Russland die Übungen als Vorwand nutzt, um dauerhaft Truppen im Nachbarland stationieren zu können. Die Übungen finden schwerpunktmäßig in der Region Brest statt, die nahe der ukrainischen Grenze gelegen ist.
Wie viele russischen Truppen sich in Belarus befinden und an den Übungen teilnehmen, ist offiziell nicht bekannt. Westliche Vertreter gehen davon aus, dass Russland rund 30.000 Soldaten sowie wichtige Waffensysteme in das Nachbarland verlegt hat. Darunter sollen sich Flugabwehrraketen und Kampfjets befinden.
Aus strategischer Sicht gelten Truppenkontingente in Belarus für den russischen Präsidenten Putin als wichtig, weil die ukrainische Hauptstadt Kiew nur 80 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt liegt. Die kürzeste Route dorthin führt entlang der Atomruine Tschernobyl. Zuletzt hatte die Ukraine deshalb Militärübungen in der Geisterstadt Prypjat durchgeführt.
"Generalmobilmachung" im Donbass
Der massive russische Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze sowie das belarussisch-russische Manöver nähren die Furcht vor einem bevorstehenden russischen Großangriff auf die Ukraine. Im umkämpften Osten des Landes nimmt die Gewalt seit Tagen zu. Die ukrainische Armee und die prorussischen Separatisten in dem Konfliktgebiet werfen sich gegenseitig zahlreiche Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Am Samstag ordneten die Separatisten eine "Generalmobilmachung" an und forderten zugleich Frauen, Kinder und Ältere erneut zur Ausreise nach Russland auf.
Die USA und die NATO warnten zuletzt vor einem sogenannten Angriff Russlands unter falscher Flagge. NATO -Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Samstag, es gebe Anzeichen dafür, dass "Russland sich darauf vorbereitet, einen Vorwand für einen Angriff auf die Ukraine zu schaffen". Die zunehmenden Waffenstillstandsverstöße in der Ostukraine, die "falschen Anschuldigungen" eines "Genozids" im Donbass und die Evakuierung der von den pro-russischen Separatisten kontrollierten Gebiete seien "beunruhigende Zeichen".
Russland und die ehemalige Sowjetrepublik pflegen engste Beziehungen. Beide Staaten kooperieren im Rahmen der Belarussisch-Russischen Union vor allem im verteidigungs- und wirtschaftspolitischen Bereich.
Quelle: ntv.de, chr/AFP
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