Deutsche Banken stoppen alle Zahlungen Auch deutsche Banken haben Transaktionen mit Russland komplett gestoppt. Sowohl das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank als auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) stellten den Zahlungsverkehr mit russischen Banken Anfang der Woche ein. Auch viele Privatkunden können über sie kein Geld mehr nach Russland überweisen.
der Ukrainekrieg macht es jeden Tag deutlicher: Russische Wertpapiere sind mit der Verhängung der Sanktionen westlicher Länder de facto nicht mehr investierbar. Als jüngsten Schritt stuften die Ratingagenturen Fitch und Moody‘s die Kreditwürdigkeit des Landes auf Ramschniveau herab. Zum ersten Mal seit 1998 droht Russland nun die Zahlungsunfähigkeit.
Die Sanktionen der EU und der USA verbieten jegliche Transaktion mit der russischen Zentralbank. Dadurch seien ein Großteil der internationalen Währungsreserven für Eingriffe am Devisenmarkt unbrauchbar geworden, urteilt die Ratingagentur Fitch. Das zeigt sich an den Märkten: Der Rubel ist seit Kriegsausbruch stark gefallen, russische Unternehmen wie Gazprom an der Londoner Börse fast nichts mehr wert.
Westliche Investoren können darauf kaum reagieren, denn sie sind vom Handel mit russischen Papieren abgeschnitten. Die Börse Moskau hat seit Montag geschlossen. Die Deutsche Börse setzte den Handel mit 52 Wertpapiere aus, darunter Aktien und Anleihen von Sberbank und Rosneft. Die Londoner Börse stoppte am Donnerstag das Trading von insgesamt 28 Papieren mit Russland-Verbindung. Zuvor hatte sie unter anderem die Aktie der VTB Bank aus dem Handel genommen.
Auch die Fondsbranche reagierte. Die wichtigen Indexanbieter MSCI und FTSE Russell gaben den bevorstehenden Ausschluss russischer Papiere bekannt. Für MSCI ist der Stichtag der 9. März, für FTSE Russell der 7. März. Der Anbieter Stoxx will am 18. März jene Unternehmen ausschließen, die von westlichen Sanktionen betroffen sind. Der Ausschluss aus Anleiheindizes könnte folgen.
Der einzige Lichtblick für Investoren: Der Schaden hält sich aus westlicher Sicht in Grenzen. Großinvestoren sind in dem Schwellenland nur geringfügig engagiert. Auch institutionelle deutsche Investoren waren zurückhaltend.
Der (Russland-)Anteil in deutschen institutionellen Depots ist im Schnitt gering.
Uwe Rieken, Chef von Faros
Anders ist die Lage bei den angebotenen Investmentfonds, die auf Privatanleger zielen. Insgesamt gibt es laut Scope Analysis 55 Aktien-Angebote, die zu einem größeren Teil oder ausschließlich in Russland investieren.
Das Gesamtkapital beläuft sich auf 8,5 Milliarden Euro. Viele Verwalter haben in den vergangenen Tagen diese Produkte eingefroren, geben also keine neuen Anteile mehr aus, nehmen auch keine zurück. Zu der Gruppe gehört unter anderem Union Investment mit ihrem „UniEM Osteuropa“.
Auch deutsche Banken haben Transaktionen mit Russland komplett gestoppt. Sowohl das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank als auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) stellten den Zahlungsverkehr mit russischen Banken Anfang der Woche ein. Auch viele Privatkunden können über sie kein Geld mehr nach Russland überweisen.
„Wir haben seit Montag keine Zahlungen mehr ausgeführt“, sagte Helaba-Risikovorstand Detlef Hosemann bei der Bilanzpressekonferenz des Instituts. Das gelte für Privat- wie für Geschäftskonten. Die Helaba, die den Zahlungsverkehr für viele deutsche Sparkassen abwickelt, wolle die verschiedenen Sanktionslisten erst einmal eingehend prüfen.
Auch die DZ Bank habe am Montag entschieden, den Zahlungsverkehr mit russischen Geldhäusern komplett zu stoppen, erklärte eine Sprecherin. „Wir führen keine Zahlungen von und nach Russland und Belarus aus.“ Über die DZ Bank wickeln nahezu alle der knapp 800 Volks- und Raiffeisenbanken ihren Zahlungsverkehr ab.
DZ Bank und Helaba gehen mit ihrem Vorgehen über die Sanktionen der EU hinaus. Diese hatte am Mittwoch verkündet, dass sieben russische Banken vom globalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen werden. Nach einer Frist von zehn Tagen muss das private belgische Unternehmen Swift diese Banken von seiner Nachrichtenplattform ausschließen, über die weltweit Transaktionen zwischen Banken vereinbart werden.
Von dem Swift-Ausschluss ist auch die russische Bankengruppe VTB betroffen. Deren Europatochter hebt jedoch ihre Funktionsfähigkeit hervor. Die VTB Bank Europe „unterliegt derzeit keinen Sanktionen der Europäischen Union“ und sei Vollmitglied beim globalen Zahlungssystem Swift, teilt das Institut auf seiner Webseite mit. Die Bank stehe in enger Abstimmung mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Am Mittwochabend hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Behörden laut Insidern derzeit eine mögliche Schließung der europäischen Tochter von VTB vorbereiten. Grund seien wachsende Sorgen vor den Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf das Geldhaus nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters. In ihrem Statement ging die VTB Bank Europe nicht konkret auf den Reuters-Bericht ein.
Ein Bafin-Sprecher teilte auf Anfrage des Handelsblatts mit, dass die Aufsicht in engem Kontakt mit der VTB Bank Europe stehe und kontinuierlich potenzielle Risiken und Entwicklungen aus aufsichtlicher Perspektive analysiere. Wegen des Ukrainekriegs hatte die Bafin Handelsblatt-Informationen zufolge die Aufsicht über die VTB Europe bereits intensiviert.
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